Wer seinen Obstbaum schneidet, sollte sich mit folgenden Fachbegriffen vertraut machen: Die Krone eines Baumes besteht aus:
- Ästen: stärkere Holzteile; die Krone sollte drei bis vier Leitäste haben
- Zweigen: drei bis vier Jahre alte Triebe; ungefähr daumendick
- Trieben: einjährige und zweijährige
- Jungtriebe: diesjährige und sich noch im Wachstum befindende Triebe
- Wasserschosse: aufrechte, geile Triebe im schattigen Bereich der Krone
- Ständer/Reiter: aufrechte Triebe aus den gut belichteten Kronenbereichen
- Neutrieb: alle Triebe eines Jahres; Anzeige der Wuchskraft des Baumes
- Astring: deutlicher Wulst an der Entstehungsstelle eines Triebes, Zweiges oder Astes
Außerdem gilt:
- Schnitt von Obstgehölzen steigert nicht unbedingt den Gesamtertrag, sondern verhindert überreiche, den Baum erschöpfende Ernten (vor allem bei Kernobst).
- Überreiche Ernten gehen auf Kosten der Blütenknospen für das nächste Jahr. Der Baum würde ohne regelmäßigen Schnitt lediglich alle zwei Jahre tragen (so genannte Alternanz).
- Die Bildung von neuen Trieben erfolgt sowohl im Frühjahr wie auch im Sommer (Johannistrieb).
- Im Spätsommer und Herbst werden Blütenanlagen für das nächste Jahr an jungen Trieben gebildet (wenn sie viel Licht bekommen und waagerecht wachsen).
- (Erziehungs-)Schnitt beschleunigt den Übergang von der Jugendphase zur Ertragsphase.
- Winterschnitt:
- Das Geäst ist gut überschaubar und kann (vom Laien) einfacher bearbeitet werden.
- Schnitt bei völliger Winterruhe regt das Wachstum eines Obstgehölzes an und damit die Verjüngung – um so mehr, je mehr entfernt wurde.
- Schnitt im Spätwinter bremst eher das Wachstum – um so mehr, je später er erfolgt (Anschwellen der Knospen).
- Nicht bei Temperaturen unter minus 4 Grad Celsius schneiden.
- Sommerschnitt:
- Schnittwunden verheilen besser als im Winter.
- Bremst das Wachstum des Baumes.
- Fördert die Bildung von kräftigen Blütenknospen.
- Das verbliebene Geäst entwickelt sich besonders gut.
- Fördert die Größe der verbliebenen Früchte und deren Färbung.
- Ist unerlässlich nach vorangegangenem Winterschnitt, denn die Gehölze treiben stark aus.
- Beim Triebreißen mit der Hand wird das entfernt, was im gleichen Jahr (nach dem Winterschnitt) gewachsen ist.
- Reißen geht schneller als Schneiden und entfernt auch schlafende Augen an der Basis.
- Zeitpunkt für Triebreißen ist Juni/Juli, ältere Triebe im Juli/August schneiden.
- Schnitt von älteren Ästen: nicht einfach nur einkürzen, sondern an einem Seitentrieb auf einen jüngeren Ast hin „ableiten“.
- Richtige Scherenstellung an jungen, einzukürzenden Trieben: dicht über einem Auge mit leichter Neigung nach unten vom Auge weg.
- Richtige Scheren- beziehungsweise Sägestellung an älteren Ästen: dicht am Astring mit leichter Neigung; keine Zapfen stehen lassen. Sägeanschnitt zunächst kurz von unten verhindert das Einreißen am verbleibenden Teil.